Foto: privat
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Mona Ragy Enayat, Kandidatin für das NEUE FORUM im Wahlkreis 2, wurde 1964 Kairo-Heliopolis / Ägypten geboren. Nach dem Abitur an der Französischen Schule in Kairo studierte sie Malerei, Kunstgeschichte und Theaterdekoration an der Fakultät der Schönen Künste der Helwan-Universität Kairo. Sie arbeitete als Dolmetscherin, Übersetzerin, Lektorin, Grafikerin und Illustratorin. 1988-1992 studierte sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig mit dem Abschluss als Diplom-Grafikerin.
1992-1994 schloss sie ein zweijähriges Aufbaustudium als Meisterschülerin bei Prof. Rolf Kuhrt an der HGB Leipzig ab.

Seit 1993 hat sie zahlreiche Workshops und Kurse an Schulen, VHS und in Vereinen deutschlandweit durchgeführt. Sie arbeitete u. a. beim Frauenkultur Leipzig e. V., Stockwerk e. V. und als Kunstpädagogin mit ihrem Projekt „Unsere bunte Welt – Kinder- und Jugendprojekt für Völkerverständigung und Friedenserziehung“ an vielen Schulen in Sachsen unterwegs.

Seit 2004 ist Mona Ragy Enayat Lehrbeauftragte an der Freien Grundschule “Clara Schumann” in Leipzig. Seit 2012 ist sie außerdem freie Dozentin der Volkskunstschule Oederan als Leiterin der Malereiwerkstatt, dazu gibt sie an der Freien Sekundarschule Gröningen Kunsterziehung.

Von 2001 bis 2014 gab sie 16 Bücher heraus, die sie illustrierte und zum Teil aus dem Arabischen übersetzte.

Die parteilose, doch nie unpolitische Künstlerin unterstützt das NEUE FORUM zum wiederholten Mal mit ihrer Kandidatur.

Mona Ragy Enayat über sich und wofür sie antritt:

Als ich im Jahre 1988 aus Ägypten in die DDR kam, hatte ich bereits mein Studium der Malerei, Kunstgeschichte und Theaterdekoration in Kairo an der Helwan-Universität abgeschlossen. Ich hätte ebenso in München ein Aufbaustudium beginnen können. Diese Stadt hatte ich bereits besucht, aber ich gab aus zwei Gründen Leipzig den Vorzug: Einerseits stand Leipzig in gutem Rufe als Buchstadt. Andererseits hegte ich eine große Neugier auf ein mir unbekanntes politisches System. Zwar kannte ich die Theorie des Sozialismus und einander widersprechende Wertungen von Freunden und Bekannten, doch ich wollte selbst erfahren, was es damit auf sich hatte.

Vom Studium der Grafik und Buchillustration in Leipzig war ich angenehm überrascht.

Als in Leipzig die Montags-Demonstrationen begannen, schloss ich mich meinen Mitstudierenden von der Kunsthochschule freudig an.

Ich habe an der Hochschule für Grafik und Buchkunst später das Diplom abgelegt und konnte sogar als Malerin die Meisterschule absolviert.

Die Trennung von Staat und Religion, die Freiheit der Kunst und der Wissenschaft sowie die Gleichheit vor dem Gesetz, die Rechtssicherheit und der Sozialstaat – all diese liberalen und sozialen Werte gelten mir als menschheitliche Errungenschaften.
Wo diese vorbildhaften Errungenschaften zuerst erkämpft werden konnten, ist auch vorausliegenden Bedingungen von Geschichte geschuldet.
Zum Beispiel kann sich Deutschland noch heute ein Vorbild an Frankreich nehmen, wenn es um die Trennung von Staat und Religion geht. In Frankreich ist den Lehrerinnen in staatlichen Schulen natürlich das Kopftuch als religiöses Symbol untersagt, aber ebenso selbstverständlich ist auch das Kruzifix in den Schulen verboten.

In den letzten Jahren wurde viel über den Begriff der “Kulturen” diskutiert und er wird heute so verwendet wie ein Jahrhundert zuvor der Begriff der “Rassen”.
Die Europäer könnten jedoch aus ihrer eigenen Geschichte wissen, dass die Menschen- und Bürgerrechte das Ergebnis von siegreichen Kämpfen sind. Dies hat übrigens auch das Jahr 1989 gezeigt, denn es ging dereinst gar nicht um unterschiedliche “Kulturen”, sondern ganz einfach nur um politische Macht.

Was mein persönliches Leben anbetrifft, so verlief es überaus gut. Ich habe als Künstlerin vor wenigen Jahren meine 80. Ausstellung gefeiert und bin seit 2004 in einem Ausbildungsunternehmen als Kunst- und Sprachpädagogin angestellt. Dabei führte ich mehrere Projekte für interkulturelle und Friedenserziehung sowie gegen Gewalt  durch.

Was mich jedoch ängstigt, ist das veränderte politische Klima im Lande:

Sozialabbau
Mindestlohndebatten
Falsche Bildungspolitik und Lehrermangel
Kulturabbau (statt Förderung der kulturellen Vielfalt und dem Erhaltung kultureller Institutionen)
Fehlende bezahlbare Kultur- und Sportzentren für Jugendliche (zur Stärkung und Förderung sozialer Kompetenzen)
Macht muss kontrolliert werden
Fehlende bezahlbare Wohnungen und Nebenkosten.

Der Erwerb der deutschen Sprache ist für die Integration von Migranten und Flüchtlingen wichtig. Denn ohne die Beherrschung der deutschen Sprache können sie dieses Land nicht mitgestalten.

Ich wünsche mir von denjenigen, die im vergangenen Jahr die Einbürgerung in Deutschland erlangten, dass sie sich für den Erhalt der hier errungenen demokratischen und sozialen Rechte engagieren.
Die Konterreformen der letzten Jahre zeigen, dass die demokratischen und sozialen Errungenschaften in Deutschland keine Selbstverständlichkeit sind, sondern der Verteidigung bedürfen.
Wenn errungene Rechte nicht mehr verteidigt werden – gleichgültig wer sie errungen hat – so geraten sie in die Gefahr verloren zu gehen.

Webseite: mona-ragy-enayat.de